Vorträge Vorschau
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Erzählte Mode. Schnitte, Texte, Muster (Ringvorlesung)
Frankfurt a. M (D)./ ZOOM > 19.04. - 12.07.2023
Goethe-Universität Frankfurt, Ringvorlesung Sommersemester 2023, mittwochs 18.00 - 20.00 Uhr (Ausnahme: Di, 16.05.23, 18.00 - 20.00 Uhr)
In dieser Ringvorlesung werden ausgewiesene Expert*innen verschiedener Disziplinen kritische Einsichten in medienspezifische, regionale, historische, ästhetische und theoretische Charakteristiken der erzählten Kleidung bzw. Mode vermitteln. Der besondere Reiz der Mode, wie es Andreas Kraß in Geschriebene Kleider (2006) pointiert formuliert, besteht in ihrer Fähigkeit, die reale Welt und das Imaginäre „ineinander zu blenden und dem realen Leben eine mythische Qualität, und zugleich dem imaginierten Leben ein Realitätsprädikat zu verleihen.“ (Ebd. 11) Wie nah auf theoretischer Ebene Texte und Textilien zusammengedacht werden können, zeigt sich exemplarisch an Roland Barthes, der auf die etymologische Wurzel von „Text“ – textum, lateinisch für Gewebe, Geflecht, Gefüge hinweist (vgl.: Barthes: Système de la Mode von 1967 respektive Die Sprache der Mode von 1985, 80). Gewebemetaphern dienen als Textverfahren häufig dazu, ein nicht-lineares, flexibles und sich räumlich ausbreitendes Erzählen zu umschreiben, bei dem „verschiedene, sich vielfach kreuzende und verzweigende Erzählstränge diverse Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten in die Diskurse bereitstellen.“ (Matilda Felix: Nadelstiche. Sticken in der Kunst der Gegenwart, 2010, 182) Text, Textil und Mode gehen insofern Hand-in-Hand. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit und die Ergründung von diesen Interdependenzen stehen im Fokus dieser Ringvorlesung. Im Anschluss an die jeweils ca. 45-minütigen Vorträge haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, im Dialog mit den Vortragenden und den Seminarleiterinnen, Verständnisfragen zu klären und auf das Thema bezogene Erwägungen zu erörtern. Vermittelt werden den Teilnehmenden fundierte Kenntnisse der und kritische Einsichten in die Phänomenologie und Analyse des Motivs.
Konzept und Organisation: Dr. Iris Schäfer (Goethe-Universität, Frankfurt); PD Dr. Martina Wernli (Goethe-Universität Frankfurt), Prof. Dr. Alexandra Karentzos (Technische Universität Darmstadt)
Programm
19.04.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Erzählte Mode. Schnitte, Texte, Muster. Zur Einführung
Iris Schäfer, Martina Wernli, Alexandra Karentzos (Frankfurt a.M./Darmstadt)
Die in der Literatur beschriebene bzw. geschriebene Kleidung fiktiver Figuren ist „von der Last gegenständlicher Referenz entbunden“ (Kraß 2006, 1) wie es Andreas Kraß in Geschriebene Kleider pointiert formuliert, verweist jedoch auf eine bedeutsame Interdependenz des Imaginären und Realen, liegt doch der „Reiz der Mode […] in ihrer Fähigkeit, beide Welten ineinander zu blenden und dem realen Leben eine mythische Qualität, und zugleich dem imaginierten Leben ein Realitätsprädikat zu verleihen.“ (Ebd. 11)
26.04.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Mode und Gesellschaft im Wandel: Ein Spaziergang durch die historische Zeitschriftensammlung der Von Parish Kostümbibliothek
Anna Ananieva (Tübingen/Regensburg)
Modezeitschriften sind eine relativ neue Erscheinung: In ihrer uns heute vertrauten Form als periodisch erscheinende Druckerzeugnisse mit regelmäßiger Berichterstattung in Wort und Bild über Kleidung, Accessoires, Kosmetik und das gesellschaftliche Leben sind sie den sozialen und technischen Veränderungen des modernen Zeitalters entsprungen.
03.05.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Through the Looking Glass & What Fashion Found There: Lewis Carroll's Literary Heroine as Style Icon (Englischsprachig)
Kiera Vaclavik (London)
Lewis Carroll writes virtually nothing about the physical appearance and clothing of his most famous protagonist and both he and Sir John Tenniel – the illustrator whose influential images first brought Alice to life in the public imaginary – were temperamentally and ideologically opposed to fashion and its strictures. It is difficult to imagine a less promising start for a style icon, and yet this is precisely what Alice has become.
10.05.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
"Dress your age"? Erzählungen über (nicht-)altersgemäße Kleidung
Thomas Küpper (Essen)
Erzählung, Mode und Alter(n) haben gemeinsam, dass durch sie jeweils Zeit konstituiert wird – sei es etwa markierte oder verkörperte, sei es entfaltete, geschichtete oder verdichtete, neue oder überkommene. Besonders deutlich werden solche Zusammenhänge, wenn von (nicht-)altersgemäßer Kleidung die Rede ist. Häufig gilt es als Norm, dass man sich mit zunehmenden Jahren dezenter, weniger provozierend als in der Jugend zu kleiden habe; diese Setzung ist mit dem verbreiteten Narrativ vereinbar, im Vorgang des Alterns schwinde man allmählich dahin und werde unsichtbar.
16.05.2023 (Di), 18.00 - 20.00 Uhr
Josephs buntes Kleid in Thomas Manns Romanwerk "Joseph und seine Brüder"
Andreas Kraß (Berlin)
In 'Der junge Joseph' (1934), dem zweiten Band seines Romanwerks 'Joseph und seine Brüder', schildert Thomas Mann, wie der Protagonist von seinem Vater Jaakob ein buntes Kleid als Geschenk erhält. Es ist ein kostbares Gewand, das Josephs verstorbener Mutter Rahel gehörte, der „Schleier der Vielfalt“.
24.05.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Ein Hochzeitskleid, Heine und das Exil. Schrift auf unmodischen Textilien
Martina Wernli (Frankfurt a.M.)
Die Beschriftung von Textilien ist im Zusammenhang mit Labels oder ‚Botschaften‘ weit verbreitet, sie stiftet Zugehörigkeit oder sorgt für Abgrenzung.
Bei Unikaten ist der Zusammenhang von Schrift und Textil schon schwerer zu fassen, zumal wenn es sich um Kleidungsstücke oder Accessoires handelt, die keinerlei Verbindung zur aktuellen Saison, zur Präsentation auf einem Laufsteg oder zu berühmten Designer:innen aufweisen. Und doch steht auch Unmodisches in einem Zusammenhang mit Mode.
31.05.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Sich in Worte kleiden. Über das Verhältnis von Texten und Textilien
Kerstin Kraft (Paderborn)
Die Verbindungen von Texten und Textilien sind vielfältig – allein in diesem einleitenden Satz finden wir neben den Begriffen ‚Text‘ und ‚Textilien‘, die beide auf das lateinische ‚texere‘ zurückgehen, die ‚Verbindungen‘, also das, was Buchstaben ebenso wie Fäden formal zusammenfügt und das ‚Viel-fältige‘ als Beschreibung des Bedeutungs- und Faltenreichtums.
07.06.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Mode und textile Ornamentik in der deutsch-jüdischen Literatur seit dem 20. Jahrhundert
Miriam Wray (Leeds)
„Überall wurde gewebt und genäht, die Stadt war voll mit kleinen und größeren Fabriken, denn Kalisz versorgte ganz Russland mit Spitzen, überall webten Frauen Spitzen, koronka auf Polnisch, krushewo auf Russisch, ich suchte nach meinen Krzewins, und auch sie waren aus einem Gewebe entstanden, aus diesem sprachlichen Ornament. Warum hat mein Urgroßvater Ozjel seinen Sohn Zygmunt in Polen gelassen, als er mit seiner Familie nach Kiew umsiedelte? Ich ging durch Sumpf und Spitzenschleier.“ (Katja Petrowskaja, Vielleicht Esther 129)
14.06.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Verdichtete Materie. Literarische Diamanten
Kira Jürjens (Berlin)
Härte, Dichte, Klarheit und Glanz – bereits seine materiellen Eigenschaften sowie seine kristalline Struktur weisen den Diamanten als Objekt von besonderem ästhetischem Interesse aus, womit er sich auch als Metapher der poetischen Selbstreflexion anbietet. Zugleich wird der Diamant ganz konkret auf der inhaltlichen Ebene literarischer Texte relevant, wo er sich in Satire, Komödie, Kriminalnovelle und Abenteuerroman seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert als heimlicher Protagonist etabliert.
21.06.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Feste Bindung an lose Stoffe: Kleider-Tagebücher als Artefakte, Textsorte und Inspirationsquelle
Iris Schäfer (Frankfurt a.M.)
Ausgehend von so genannten Kleider-Tagebüchern möchte ich in diesem Vortrag Schlaglichter auf eine überaus intime und bedeutsame Mensch-Objekt-Beziehung werfen und eine bisher kaum erforschte Textsorte fokussieren. Kleider-Tagebücher, in denen Fragmente von Textilien aufbewahrt und mitunter mit Zeichnungen, Notizen oder Schnittmustern ergänzt wurden, zeugen von der Relevanz, die individuell angefertigte Kleidung für das Leben und rückblickend betrachtet, die Biografie eines Menschen aufweisen kann.
28.06.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Cross Dressing
Barbara Vinken (München)
„Gender fluidity“ und „non binary“, sind Stichworte der Stunde geworden. Ich möchte das Queering oder Cross dressing dagegen setzen. Die Mode verwischt nicht die Unterschiede; sie führt Männlichkeits- und Weiblichkeitsclichés disharmonisch, hart, verunsichernd gegeneinander. Die Genderkategorien werden nicht zementiert, sondern ironisch spielerisch, lustvoll durchkreuzt; nicht destruiert, sondern dekonstruiert. Mann als Mann als Frau, Frau als Mann als Frau – und natürlich gibt es noch viele andere Varianten. Kästchen und Kasten, in die man eingeordnet wird, die Korsette, in die man geschnürt wird, werden vorgeführt und zum größten Vergnügen aller aufgesprengt.
05.07.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Vestimentäre Enthüllungen auf der Suche nach dem Floh
Julia Saviello (Frankfurt a.M.)
Ausstellungen wie Fashioning the Body (2015) und Structuring Fashion (2019) haben in den letzten Jahren in den Blick genommen, was dem Blick eigentlich verborgen bleiben soll: Die Unterwäsche, die den Körper schützt, wärmt und formt. Dass dieser Teil der Kleidung meist unsichtbar bleibt, gilt für die getragene Mode wie für ihre künstlerische Darstellung. Auch im Bild zeigt sich Unterwäsche, wenn überhaupt, nur in der Silhouette einer bereits vollständig gekleideten Figur, wie z. B. in einer schmalen Taille, einer flachen oder betonten Brustpartie.
12.07.2023, 18.00 - 20.00 Uhr
Modeblumen. Saison, Accessoire und Lebensstil um 1800
Christiane Holm (Halle-Wittenberg)
Wenn die Kleidungs- und Einrichtungsmode als Kultur der Dinge beschrieben wird, werden Pflanzen meist übersehen. Im Zuge der Botanophilie um 1800 werden Blühpflanzen in Zimmergestaltung und Garderobe eingebunden, besprochen und als Lebewesen reflektiert. Es geht dabei nicht allein um das Dekor, sondern um einen spezifischen Lebensstil – ein Einfallstor für Narrative. Informiert und erzählfreudig werden in Ratgebern und Zeitschriften, insbesondere im „Journal des Luxus und der Moden“ die neuesten „Modeblumen“ in „Kopfputz“ und „Stubengarten“ besprochen.
Mit freundlicher Unterstützung der Egon Gerson-Stiftung
Veranstalter/ Ort
Goethe-Universität
Campus Westend, IG Farbengebäude 1.414
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
Deutschland
Vortragsreihe MODE Thema MODE 2023
Berlin (D) > 19.04. - 18.10.2023
Wir feiern 20 Jahre Vortragsreihe „MODE Thema MODE“!
Feiern Sie mit uns und teilen Sie unsere Begeisterung für Modethemen im Rahmen einer Vielzahl von Vorträgen. Das Spektrum umfasst dieses Mal die Werbestrategien des Dresdner Modehauses Renner, den Textil- und Modestandort Krefeld mit seinem Modellhaus Lauer-Böhlendorff sowie im Bereich des Modejournalismus die Autorin Julie Elias oder das Fachorgan „Der Konfektionär“. Den krönenden Abschluss bildet der Festvortrag zum Thema Frauen in der Mode- und Textilbranche durch drei Jahrhunderte. Wir laden Sie herzlich ein, im Anschluss an diesen Festvortrag mit uns auf zwei Jahrzehnte Präsentation von bereichernden Forschungsergebnissen und Berichten aus der Praxis anzustoßen.
19.04.2023 18.00 - 20.00 Uhr
Der Renner! Werbe- und Verkaufsstrategien des Dresdner Mode- und Kaufhauses „Adolph Renner“
Ein Vortrag von Isabelle Voßkötter-Berens, Hamburg
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10.05.2023 18.00 - 20.00 Uhr
Julie Elias. Wiederentdeckung einer Berliner Modejournalistin
Ein Vortrag von Maria Weilandt, Lilly Sodenkamp, Annette Wiesenhütter, Potsdam
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28.06.2023 18.00 - 20.00 Uhr
„Roi soleil der Krefelder Haute Couture“. Werner Lauer, Modellhaus Lauer-Böhlendorff u. Krefelder Seidenindustrie nach 1945
Ein Vortrag von Isa Fleischmann-Heck, Krefeld
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28.06.2023 18.00 - 20.00 Uhr
Das Sprachrohr der Modeindustrie. Die Fachzeitschrift „Der Konfektionär“, 1886–1937
Ein Vortrag von Marie Helbing, Bocholt
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18.10.2023 18.00 - 20.00 Uhr
Frauen – Leben – Mode. Festvortrag zum 20-jährigen „MODE Thema MODE“-Jubiläum
Ein Vortrag von Adelheid Rasche, Nürnberg
Mit anschließendem Umtrunk.
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Teilnahme kostenfrei.
Keine Anmeldung erforderlich.
Moderation: Britta Bommert, Leiterin Sammlung Modebild – Lipperheidesche Kostümbibliothek, Kunstbibliothek
Ort
Vortragssaal im Kulturforum, Staatliche Museen zu Berlin
Matthäikirchplatz
10785 Berlin
Veranstalterin
Sammlung Modebild – Lipperheidesche Kostümbibliothek, Kunstbibliothek
Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Matthäikirchplatz 6
10785 Berlin
Herrschende Mode – Mode der Herrschenden
Online-Vortrag auf Youtube „Herrschende Mode – Mode der Herrschenden >“ mit Kuratorin Dr. Katja Schmitz-von Ledebur (Kunsthistorisches Museum Wien).