Rezensionen
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Tiepolo und das Kostüm: Konstruktion von Geschichte im Historienbild
Korte,Torsten: Tiepolo und das Kostüm: Konstruktion von Geschichte im Historienbild. Verlag Gebr. Mann, 332 S. m. 113 Farb- u. 1 sw-Abb., 14 × 21 cm, Hardcover, Berlin 2023. ISBN 9783786128922.
Das Desiderat vieler zur Kleidungs- und Modegeschichte Forschenden, ihre Disziplin von der ihr seit dem 19. Jh. zugewiesenen Rolle als „Hilfswissenschaft“ zu emanzipieren, scheint sich step by step zu erfüllen. So interessieren sich in jüngster Zeit zunehmend Kunsthistoriker*innen für Kleiderfragen zur Entschlüsselung von Gemälden, ihrer Intention und Rezeption. Seit Philipp Zitzlspergers grundlegendem Werk „Dürers Pelz und das Recht im Bild. Kleiderkunde als Methode der Kunstgeschichte“, Berlin 2008, erschienen weitere Publikationen von Kunsthistoriker*innen, die die von Zitzlsperger propagierte „Kleiderargumentation" aufgriffen und für ihr Forschungsgebiet mit Erfolg anwandten, wie zum Beispiel Maria Merseburger in „Gemalte Gewandung im Florentiner Quattrocento. Ghirlandaios Tornabuoni-Kapelle“, Berlin 2018. Torsten Korte hat nun vier Werke von Giambattista Tiepolos unter kleidergeschichtlichen Aspekten unter die Lupe genommen. Sein Interesse als Kunsthistoriker gilt hierbei der „Konstruktion von Geschichte im Historienbild“, für die er die vom Maler getroffene Kleiderwahl der Protagonist:innen für entscheidend hält. Weiterlesen... Download
Text: @ Gundula Wolter
Gundula Wolter für netzwerk mode textil e. V. (online: 25. Juni 2023)
What Shall I Wear? The What, Where, When, and How Much of Fashion
McCardell, Claire: What Shall I Wear? The What, Where, When, and How Much of Fashion. Abrams, 2022, New York (aktual. Neuauflage der Originalausg. von 1956), 160 S., zahlr. farb. u. s/w. Abb. ISBN 978-1-4197-6383-0
Claire McCardell (1905-1958) war die einflussreichste amerikanische Sportswear-Designerin des 20. Jahrhunderts. Ihre Ready-to-Wear-Mode war bequem und funktional und trotzdem lässig-chic, zudem war sie erschwinglich. Sie war der Inbegriff des „American Look“. McCardell entwarf Kollektionen mit kombinierbaren Einzelteilen, übernahm Elemente aus der Männer- und Arbeitskleidung und setzte Taschen und Raglan-Ärmel zur Erhöhung des Tragekomforts ein. Viele ihrer Entwürfe gaben keine fixierte Kontur vor, sondern konnten gewickelt oder gerafft werden und ließen durch Gürtel, Schärpen oder Bänder eine individuelle Bestimmung der Taillenweite und Anpassung an unterschiedliche Körperformen zu. Korsetts und stützende Unterbauten gab es bei ihr nicht. Ihre Design-Prinzipien legte sie 1956 in „What Shall I Wear?“ ausführlich dar. Das Buch war ein Verkaufserfolg. Nun wurde es neu aufgelegt. Weiterlesen... Download
Text: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e.V. (online seit 10. April 2023)
Responsive Design Ethiopia – Weaving in Architecture Fashion Design
Nicola Borgmann, Juliane Kahl, Karl Borromäus Murr: Responsive Design Ethiopia – Weaving in Archi-tecture Fashion Design. Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim), 2022; 192 Seiten kart. ISBN: 978-3-9821727-3-6
Design als Instrument zur Verbesserung von Lebensbedingungen und zur Überwindung von Grenzen – diesen Ansatz verfolgen die Architektin Nicola Borgmann und Juliane Kahl, Leiterin des Responsive Fashion Institutes. Im Jahr 2017 haben beide das interdisziplinäre und internationale Projekt Responsive Design Ethiopia ins Leben gerufen und in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba bereits ein Jahr zuvor begonnen, mehrtägige offene Workshops und kreative Hackathons durchzuführen. Im Fokus stand eine der ältesten Techniken zur Herstellung textiler Flächengebilde: die Weberei. Europäische und äthiopische Architekt*innen, Designer*innen, Künstler*innen, Studierende, Handwerker*innen und Soziolog*innen haben hierzu ihr Wissen und ihre Kreativität gebündelt und sind zu beeindruckenden Ergebnissen gekommen. Diese und auch der dazugehörige schöpferische Prozess werden in Wort und Bild in der Publikation „Responsive Design Ethiopia – Weaving in Architecture Fashion Design” dokumentiert. Weiterlesen... Download
Text: © Gerlind Hector
Gerlind Hector für netzwerk mode textil e. V. (online seit 10. April 2023)
VER-KLEIDEN. Was wir tun, wenn wir uns anziehen
Barbara Vinken: VER-KLEIDEN. Was wir tun, wenn wir uns anziehen. Frühlingsvorlesung 2022, Reihe UNRUHE BEWAHREN, Frühlings- und Herbstvorlesungen der Akademie Graz, hrsg. Von Astrid Kury, Thomas Macho und Peter Strasser. Wien, Salzburg, Residenz Verlag, 2022. 93 S., 7 s/w Abb. ISBN 978-3-7017-3570-9.
Barbara Vinken ist eine der bekanntesten deutschen Literaturwissenschaftlerinnen, die sich mit ihrer 1994 erschienenen Monografie Mode nach der Mode. Kleid und Geist am Ende des 20. Jahrhunderts auch in dem bis dato in Deutschland sehr unterentwickelten Fach der Modetheorie einen Namen machte. Seit 2004 lehrt sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie und frönt von Zeit zu Zeit ihrer großen Leidenschaft, dem neugierigen Blick auf modisches Doing Gender. Anknüpfend an ihr letztes Buch über Mode - Angezogen. Das Geheimnis der Mode (2013) - führt sie in ihrer Frühlingsvorlesung 2022 an der Akademie Graz ihre Sicht auf die Bedeutung von Kleidermoden für Mann und Frau in Geschichte und Gegenwart weiter aus, mit dem Fokus auf Sex und Gender, neutrales Menschsein und Self-Fashioning. Weiterlesen... Download
Text: © Gundula Wolter
Gundula Wolter für netzwerk mode textil e. V. (online: 5. Februar 2023)
Minimalismus – Ein Reader
Heike Derwanz (Hg.): Minimalismus – Ein Reader. Transcript Verlag, Bielefeld 2022.
236 Seiten. ISBN: 978-3-8376-6076-0. E-Book (pdf): ISBN: 978-3-8376-6076-4
Minimalismus als angesagter Lifestyle-Trend geistert bereits seit einigen Jahren durch die Medien und man könnte meinen, das Phänomen sei bereits von allen Seiten bespiegelt und besprochen. Als Alternative zur konsumorientierten Überflussgesellschaft wirkt die Idee des Minimalismus hochmodern und wird als perfekter Gegenentwurf zu aktuellen und besorgniserregenden Keywords wie Klimawandel, Ressourcenknappheit, Konsum- und Energiekrise gehandelt. Was neben Bestsellern von Aufräum-Coach Marie Kondo und Achtsamkeits-Blogs, die allesamt mithilfe des viel beschworenen Minimalismus‘ vor allem eigene Geschäftsmodelle an den Mann beziehungsweise die Frau bringen wollten, bislang zu kurz kam, hat Prof. Dr. Heike Derwanz erkannt, Juniorprofessorin für die Vermittlung Materieller Kultur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ihr 236 Seiten langer Reader eröffnet erstmals die Vielschichtigkeit des Phänomens. Weiterlesen... Download
Text: © Gerlind Hector
Gerlind Hector für netzwerk mode textil e. V. (online seit 29.01.2023)
Red, White, and Blue on the Runway
Chrisman-Campbell, Kimberly: Red, White, and Blue on the Runway. The 1968 White House Fashion Show and the Politics of American Style. Kent State University Press, 2022, Ohio (Schriftenreihe: Cos-tume Society of America), 171 S., zahlr. s/w u. farb. Abb. ISBN 978-1606354322
Am 29. Februar 1968 fand die erste – und bis heute auch letzte – Modenschau im Weißen Haus statt. Gezeigt wurden rund 90 Kleidungsstücke aus aktuellen Ready-to-Wear-Kollektionen. Neben Mode-Größen wie Mollie Parnis (1899-1992), Bill Blass (1922-2002) und Geoffrey Beene (1927-2004) waren auch Nachwuchstalente vertreten. Gastgeberin war First Lady Claudia Alta Taylor Johnson, genannt Lady Bird Johnson. Die Schau wurde für die Gattinnen der Gouverneure der Bundesstaaten ausgerichtet, die sich Ende Februar zu einem Treffen mit Präsident Lyndon B. Johnson in Washington aufhielten. Hinzugebeten wurden Gattinnen von Kabinettsmitgliedern sowie die beteiligten Designerinnen und Designer. Die Veranstaltung wurde Anfang Januar 1968 offiziell angekündigt und löste ein beifälliges Medien-Echo aus. Es wurde sogar die Erwartung geäußert, dass sich die Modenschau im Amtssitz des Präsidenten zu einem wiederkehrenden Fixpunkt im amerikanischen Modekalender entwickeln würde, vergleichbar mit der New York Fashion Week und der MET-Gala. Doch dazu kam es nicht. Die Modenschau wurde ein PR-Desaster. Wie konnte es nur dazu kommen? Weiterlesen... Download
Text: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e.V. (online seit 18.12.2022)
Sporting Fashion. Outdoor Girls 1800 to 1960.
Jones, Kevin L./Johnson, Christina M.: Sporting Fashion. Outdoor Girls 1800 to 1960. Fashion Institute of Design & Merchandising u. Prestel, 2021, New York u. München (Ausstellung-skatalog), 343 S., Geleitwort von Serena Williams, Fotos von Brian N. Davis u. Brian E. Sanderson. ISBN 978-3-7913-5943-4.
Der Bildband Sporting Fashion ist die Begleitpublikation zur gleichnamigen Wanderausstellung des Fashion Institute of Design & Merchandising (FIDM), einem For-Profit-College in Los Angeles. Sie umspannt die Zeit von 1800 bis 1960 und zeigt ausschließlich Objekte aus der Sammlung des FIDM, die sämtlich aus Westeuropa und den USA stammen.
Als Ziel von Sporting Fashion nennen Kevin Jones und Christina Johnson – sie haben die Ausstellung kuratiert und den Katalog gestaltet – die Ausleuchtung des Spannungsfelds zwischen den Leistungsanforderungen einer Sportart und den sozialen und kulturellen Gegebenheiten, in denen sie ausgeübt wird. Jones und Johnson gehen von einem kollektiven Freiheitsgewinn und einer Vergrößerung des Wirkungsbereichs von Frauen durch außerhäusliche Betätigung aus.
Sporting Fashion differenziert nicht zwischen voraussetzungsvollen Sportarten und Volkssport und grenzt diese auch nicht von anderen Outdoor-Aktivitäten ab. Das erlaubt es, praktisch jede Art von Kleidung – ob sportlich oder nicht – aus der FIDM-Sammlung auszubreiten.Weiterlesen... Download
Text: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e.V. (online seit 26. Juni 2022)
Wiener Chic. Mode für eine große Stadt
Bisovsky, Susanne (Hg.), Wiener Chic. Mode für eine große Stadt. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2022. ISBN 978-3-7025-1039-8
Flicken oder etwas Gebrauchtes nochmals zu verwenden, ist normalerweise nicht gängige Praxis in den Werkstätten berühmter zeitgenössischer Modedesigner*innen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Wiener Kleidermacherin Susanne Bisovsky gerade mit einer solchen Praxis aufhorchen lässt, wenn sie ihren Wiener Chic kreiert. Seien es ein altes Tischtuch mit wertvoller Stickerei oder aus ritueller Kleidung wiedergewonnene Stoffe, es gibt fast nichts, was sich in ihren Händen nicht in ein ansehnliches, durchaus avantgardistisches Gewandstück verwandeln kann.
Wiener Chic – für Susanne Bisovsky heißt dies beispielsweise: Kopftuch mit Fransen, Dentelle- oder Klöppelspitzen um den Hals, Kreuzstichrosen und Doppelwellenrüschen auf miederartigem Oberteil, Blaudruckschürze über gefälteltem Rock, Rüschenunterrock und an Strickstrümpfe erinnernde Stiefel. Blättert man durch den Katalog, dann findet man genau diese Zutaten wieder, mit denen die Designerin ihre Modelle kreiert. Weiterlesen... Download
Text: @ Monika Keller
Monika Keller für netzwerk mode textil e. V. (online: 19. Juni 2022)
Modebilder – Kunstkleider. Fotografie, Malerei und Mode 1900 bis heute
Köhler, Thomas; Lütgens, Annelie (Hg.): Modebilder – Kunstkleider. Fotografie, Malerei und Mode 1900 bis heute. Ausst. Kat. zur Ausstellung in der Berlinischen Galerie (18. Februar bis 30. Mai 2022), Berlin; Wienand Verlag Köln, 2022. ISBN 978-3-86832-617-8.
„Don´t judge a book by its cover”. Dieses Zitat stellt Ralf Burmeister seinem Artikel Klöppelspitze und Monokel. Mode-Dada-Wechselwirkungen voran. In unserem Fall dürfte dies jedoch – im positiven Sinne – sehr wohl angesagt sein. Beim Ausstellungskatalog Modebilder-Kunstkleider gibt das Cover einen qualitativ hochwertigen Vorgeschmack darauf, was das Buch leistet. Eingeschlossen zwischen Herbert Tobias' Modeaufnahme eines radikal auf bourgeoise Weiblichkeit setzenden Frauenbildes des New Looks auf der Rückseite und Rolf Bergmanns Fotografie der Serie Run-a-ways der queeren Szene in New York am Cover, gibt der Katalog einen fundierten Einblick in die immer mehr divergierenden Geschlechterbildnisse im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert. Wobei die Betonung auf Bildnisse liegt, ist doch ein Schwerpunkt der Ausstellung und somit auch des Katalogs auf Fotografien, Zeichnungen und Malerei von Mode, in der Ausstellung selbst ergänzt durch Originalkostüme. Viele Beiträge legen einen Fokus auf unterschiedlichste Interferenzen zwischen Mode, Kunst und der Gesellschaft mit ihrem jeweils herrschenden Zeitgeist. Weiterlesen... Download
Text: @ Monika Keller
Monika Keller für netzwerk mode textil e. V. (online: 19. Juni 2022)
Mode frei Haus. Die Modewelten der Quelle-Kataloge, 1954 - 1978
Korbik, Johanna: Mode frei Haus. Die Modewelten der Quelle-Kataloge, 1954 - 1978. Münster, Waxmann Verlag, 2021. 261 S. ISBN 978-3-8309-4429-4.
Das Versandhaus Quelle und Mode? Wer die alten Versandhaus-Kataloge noch kennt, wird hier zunächst stutzen. War das überhaupt wirklich „Mode“, die doch immer aktuell, flüchtig, differenzierend, sich selbst inszenierend ist? Oder nicht vielmehr die Quintessenz amodischer Bekleidung für die nachkriegsdeutsche Biederkeit? Mit ihrer Arbeit hat Johanna Korbik sich auf ein Terrain vorgewagt, das bislang weitgehend von der Wissenschaft vernachlässigt wurde. Sie bezieht sich auf einen kulturanthropologischen, umfassenden und wertfreien Modebegriff, der das Angebot der Versandhändler folgerichtig einschließt. Die zentrale Fragestellung ihrer Arbeit, die als Dissertation an der TU Dortmund entstand, lautet: „Welche Modewelten … gestaltet und vermittelt der [Quelle-] Katalog, und wie genau tut er dies?“
Der Quelle-Katalog gilt als Prototyp westdeutscher Versandhauskataloge; daneben gab es freilich auch andere große Anbieter, wie z.B. Neckermann sowie kleinere Häuser wie Baur oder Bader. Versandhäuser haben sich in Deutschland bereits im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Entwicklung einer „Konfektion“ etabliert. Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Quelle-Versand zum wichtigsten Vertreter dieser Vertriebsform. Weiterlesen... Download
Text: © Anno Stockem
Anno Stockem für netzwerk mode textil e.V. (online seit 30.01.2022)