Zürich 2022: Mode und Gender
Zürich (CH) > 26. - 27. Mai 2022
Mode ist gestaltete Identität. Ein wichtiger Aspekt innerhalb dieses aktuell viel diskutierten Themas ist die geschlechtliche Zugehörigkeit und die sexuelle Orientierung. Seit Mitte der 1980er Jahre haben Historikerinnen wie Cheryl Buckley und Penny Sparke die design-immanenten patriarchalen und diskriminierenden Strukturen analysiert. Mit der Etablierung der Fashion Studies begann zeitgleich die spezifische Auseinandersetzung mit Mode und deren essenzieller Funktion, Geschlecht und Geschlechterdifferenzen zu markieren und hervorzubringen. Pionierinnen, wie Gertrud Lehnert, Barbara Vinken und Gundula Wolter, haben im deutschen Sprachraum eigenständige historisch-kritische, feministische und schliesslich queertheoretische Diskurse angestossen und mitgetragen. Darauf kann die gegenwärtige Modeforschung aufbauen und neue Perspektiven entwickeln.
Die Tagung erkundet in einer breiten Auslegeordnung, wie Genderdebatten von der Mode profitieren können und wie Modegeschichte durch einen kritischen Genderblick gewinnt. Am Anfang steht die kritische Hinterfragung des Begriffs und Vorschläge zum queeren Gegenlesen. Es wird Bezug auf die Konzepte der 90er Jahre genommen, Einflüsse verschiedener Theorien aufgezeigt und die Bedeutung für die Praxis verdeutlicht. Anschliessend werden unterschiedliche Zugänge vorgestellt, von objektbezogenen Dimensionen über Emanzipationsprozesse bis zum Opernkostüm. Es folgt eine historische Perspektive, die sich vor allem der Bedeutung des 19. Jahrhundert widmet und sich mit Reitkostümen, Reformkleidern und dem Promenadenanzug beschäftigt. Ein wichtiger Aspekt ist die Sicht von Gestalter*innen, sie schildern ihren Umgang mit dem Thema in der Praxis und ermöglichen die Reflexion anhand des Designs. In einem medialen Schwerpunkt werden eine Fernsehserie und Musikvideos analysiert. Im Sinn einer globalen Geschichte wird dann ein Blick auf indisches Handwerk geworfen, der Zeitschrift Burda-Moden in der Türkei und dem «beschürzten» Mann in der DDR nachgegangen. Den Abschluss bildet die Diskussion zur Frage, welchen Stellenwert Mode und Gender in der Lehre hatten und haben.
Oft wurde Mode selbst als weiblich beschrieben und damit als oberflächlich und wankelmütig identifiziert. Die Tagung möchte verbreitete Interpretationen gegen den Strich lesen und daraus politischen, intellektuellen und sinnlichen Gewinn ziehen. Dabei sollen diverse Positionen sichtbar und eine Plattform für transdisziplinären Austausch geschaffen werden.
Veranstalter*innen
Anna-Brigitte Schlittler und Prof. Katharina Tietze, Trends & Identity, Zürcher Hochschule der Künste in Kooperation mit netzwerk mode textil e. V.
Ort
Museum für Gestaltung
Vortragssaal
Ausstellungsstrasse 60
8005 Zürich
Schweiz
Anfahrt
Haltestelle «Museum für Gestaltung» der Tramlinien 4, 13, und 17 oder fünf Minuten zu Fuss vom Zürcher Hauptbahnhof
Tagungssprachen
Deutsch und Englisch
Organisation
Anna-Brigitte Schlittler und Prof. Katharina Tietze, Trends & Identity, Zürcher Hochschule der Künste in Kooperation mit dem netzwerk mode textil, gefördert durch die Zürcherische Seidenindustrie Gesellschaft und den Schweizerischen Nationalfonds.
Im Anschluss an die Tagung findet am Samstag, dem 28. Mai 2022 die Jahresmitgliederversammlung des netzwerk mode textil statt.
Anmeldung, Deadline: 15. April 2022
Die Anmeldung zur die Jahresmitgliederversammlung 2022 begleitenden Tagung „Mode und Gender“ findet dieses Mal digital mit Online-Fragebogen statt. Wir bitten um Anmeldungen bis zum 15. April. Dank der großzügigen Unterstützung der Zürcherischen Seidenindustrie Gesellschaft und des Schweizer Nationalfonds ist die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos.